Post by Henning TikwePost by Dietmar HollenbergWie nennst du das Bremsverfahren denn, bei dem das Fahrzeug den
gedrosselten Motor antreibt und dadurch langsamer wird?
Tschüß
Dietmar
Bremsen mit dem Motor. Oder due Bremswirkung des Motors ausnutzen.
Eine "Motorbremse" ist tatsächlich etwas anderes. Aach wenn 99 % aller
Kleinfahrzeuge keine solche hat.
Um das mal aufzulösen, was Henning da gemeint hat: Jeder Lkw ab einem
bestimmten Gewicht muss eine verschleißfreie Dauerbremse haben, damit
die Fuhre beim Bergabfahren nicht zu schnell wird. Verschleißfrei
deshalb, weil das Ding notfalls eben auch eine halbe Stunde im Eingriff
sein muss, wenn es in den Kasseler Bergen eben so lange bergab geht.
Jedes konventionelle Trommel- oder Scheibenbresaggregat würde sich bei
einer solchen Belastung lustig fadend ins Nirvana verabschieden.
Die klassische "Motorbremse" eines Lkw war eine pneumatisch betätigte
Klappe im Auspuff, die man über einen Hebel an der Lenksäule oder über
einen Knopf im Fußraum aktivieren konnte. Dann erhöht sich der
Gegendruck im Motor und der Motor erzeugt ein höheres Schleppmoment.
Als ich mich mit Lkw noch professionell beschäftigt habe (Ende der
90er), war gerade die so genannte Konstantfahrdrossel in aller
Branchenmunde. Das war eine spezielle Ventilansteuerung, mit der man im
Schiebebetrieb das Auslassventil blockieren konnte, dadurch erzeugte der
Motor ein abermals höheres Schleppmoment (wer's genauer erklären kann,
nur zu).
Noch edler waren die so genannten Retarder, das waren Aggregate, die bei
Bedarf in den Kraftstrang eingekuppelt wurden und umso mehr
Schleppmoment erzeugten, je schneller das Fahrzeug unterwegs war. Gängig
waren damals ölhydraulische und Wirbelstrom-Retarder. Die
Ölhydraulischen haben (ähnlich wie das bei manchen Fitnessmaschinen im
Fitnesstudio passiert) einfach ein Ölbad gequirlt, die Wirbelstromdinger
haben Strom erzeugt, mit dem sie sich dann selbst elektromagnetisch
abgebremst haben. Nachteil bei beiden: Das hohe gewicht (ein paar 100
kg, die von der Nutzlast abgehen) und die hohen Kosten (über 5.000
Euro).
Das Interessante an einer leistungsfähigen Dauerbremse ist, dass sie den
Lkw oder Reisebus schneller macht. Wie das? Wenn ein vollbeladener Lkw
einen Berg runter fährt, dann sind die Bremsen dermaßen am Limit, dass
man sie einfach nicht dauerhaft einsetzen *darf*, sonst ist die Kiste am
Arsch. Deshalb muss man den Gang so wählen, dass der Lkw bei nicht
getretener betrebsbremse von selbst nicht schneller wird. Deshalb fahren
auch mache Lkw mit 40 laut röhrend irgendwelche Berge runter, weil in
einem höheren gang die Motorbremsleistung nicht mehr ausreicht, um eben
dies zu verhindern. Hat der Lkw nun einen leistungsfähigen Retarder,
dann kann er - ohne schaden zu riskieren - schneller den Ber runter
fahren als ohne.
Wer einmal Lkw mit Retarder gefahren ist, wünscht sich sowas auch für
einen Pkw.
Und um aufs Thema zurückzukommen: Bei Glatteis ist bei Lkw tatsächlich
die Verwendung der Motorbremse nicht empfehlenswert, weil einem dabei,
wenns dumm läuft, der Motor incl. Achse und Servolenkung stehen bleiben
kann, und das eill man nicht haben.
Frank
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