Post by Nico Hoffmannich unternehme gerade einen erneuten Versuch, meine französische
Immobilie (Xantia) wieder auf die Straße zu bringen.
Das Automatikgetriebe fährt nur noch rückwärts. Die Werkstatt kann
vernünftige Diagnosen nur im zerlegten Zustand machen, ist sich aber
nicht sicher, alle ggf. nötigen Ersatzteile zu bekommen und hat
deshalb für eine Instandsetzung bei ihnen im Haus abgewunken.
Es ist ein AL4, also eine Citroen-Eigenkonstruktion.
Gemeinschaftentwicklung von Renault (DP0) und PSA (AL4) und dann von PSA
übernommen.
https://www.transakpp.ru/232/main/peugeot/dp0.html
Post by Nico HoffmannDerzeit sieht es nach einer Instandsetzung des Automatikgetriebes aus.
Auf Basis welcher Diagnose? Die ist doch wichtig.
Post by Nico HoffmannIch habe ein Angebot der Fa. Faupel in Berlin vorliegen, die das
(ausgebaute und angelieferte) AL4 für ca. 2000 EUR incl. Mwst
überholen würde. Pauschalpreis, und es wäre ein Jahr Garantie drauf.
Klingt nach Teilelotto. Also: erstmal richtig diagnostizieren.
Post by Nico HoffmannIm Internet gibt es einige wenige Erfahrungsberichte zu dieser Firma,
die i.d.R. aber positiv sind. 2000 EUR sind eine Stange Geld und
Berlin ist weit weg, deswegen wollte ich hier nochmal nachfragen.
Also, hat jemand positive/negative Erfahrungen mit solchen
Instandsetzungsarbeiten gemacht, insbes. natürlich bei Faupel?
Meine Meinung: viel zu hohes Risiko, das auf zwei Anbieter aufzuteilen
(1- Einbau/Ausbau und getrennt davon: 2- Überholung). Bei Problemen
zeigen die mit dem Finger aufeinander.
Besser wäre ein Komplettpaket eines lokalen Automatikgetriebe-Experten:
dort macht ein Automatikgetriebe-Spezialist (der muss doch nicht in
Berlin sein!) eine Gesamtdiagnose am Fahrzeug in eingebauten Zustand,
dann Nachdenken/Recherchieren, eine Ursache -> Wirkungskette herstellen,
und dann erst wenn nötig Ausbau, Überholung, Einbau. Dann ist nämlich
die Verantwortung in einer Hand.
Probleme kann es ja auch geben in :
* der Kommunikation mit dem Motorsteuergerät
* der Ansteuerung vom Getriebestufenwahlhebel (recht verbreitet), MLPS
Manual Lever Position Sensor (ein kleiner Schleiferbahnsensor, der die
Stellung des Getriebestufenwahlhebel auswertet) heißt da z.B. ein
typischer Störenfried bei Ford
Sowas gibt's auch am AL4, aber da geht es mechanisch (Bowdenzug?) bis
zum Getriebe und dort sitzt dann der Schalter oben drauf, der aus einem
Seilzug ein elektronisches Signal für die Getriebesteuerung macht.
Diesen Schalter kann man auch noch verdrehen beim Einbau:
bei 1:47:00
Wenn du das Getriebe dort ausgebaut hinschickst, werden Defekte in
diesen externen Komponenten nicht erfasst.
Also einen Schritt zurück und erstmal mit minimaler Demontage
diagnostizieren:
* als erstes braucht man eine Diagnose-Lösung zum Getriebesteuergerät,
ein ELIT, Lexia oder PROXIA
* dann wird das Getriebe betätigt (Stufen durchschalten) und in der
Diagnose die Sensorwerte angeschaut
* außerdem schaut sich jemand den ATF-Stand an und hört die Geräusche ab
* dabei muss man auf Detailebene nachvollziehen, was die Ursache ist.
Und da geht bei der Diagnose eine Menge ganz ohne Demontage!
Auch Teilmontagen gehen ja: und dann dort nachvollziehen.
Bevor irgendeiner das Getriebe da ausbaut, sollte man es verstanden haben.
Hiermit:
http://kit-group.ru/sections/AL4%20Transmission.pdf
"La BVA PSA-Renault AL4"
Und dann mal auf Papier eine kleine Simulation, was da drin passiert,
wenn man von P -> R schaltet und dann auf N und dann auf D.
Was sieht man dort:
1 Wandlerüberbrückungskupplung (Converter Lock-Up Clutch)
2 Lamellenkupplungen
Clutch E1
Clutch E2
Die K1 (Kupplung 1) muss also OK sein, wenn der Rückwärtsgang geht.
3 Bremsbänder
Brake F1
Brake F2
Brake F3
6 kleine elektrische Schaltventile/Elektroventile
electrovalves (EVS1 to EVS6)
- vermutlich zu den 2 Lamellenkupplungen, 3 Bändern und der
Wandlerüberbrückungskupplung
2 große elektrische Schaltventile/Elektroventile/Magnetventile
(englisch: solenoids)
(converter pressure valve) - Druck im Drehmomentwandler?
(main pressure regulation valve)
Diese kann man alle einzeln prüfen: Innenwiderstand/Funktion. Und auch
Kurzschlüsse gegen das Gehäuse.
Diese 2 großen Schaltventile sind sehr oft genannt und etliche
Videos/Anleitungen zeigen nur deren Austausch (plus ein paar
Dichtungen), z.B. hier:
Also die kann man auf jeden Fall mal durchmessen.
Hier nimmt noch jemand den ganzen Hydraulikkasten auseinander und macht
alles sauber, tauscht aber auch die 2 großen Schaltventile:
Danach immer neues ATF (das richtige!) und im Stand paar mal alle
Stellungen durchschalten.
Das würde ich mir an deiner Stelle mal anschauen und die durchmessen,
bevor du die große Nummer machst mit der Getriebe-Komplett-Überholung.
3 Sensoren
* engine speed (Getriebeeingang = Motorausgang)
* turbine speed (Turbine im Wandler)
* vehicle speed (Getriebeausgang = Abtrieb)
über deren Signale kann schon mal ganz gut das Innenleben nachvollziehen.
Die Ventile (auch die kleinen) kann man alles einzeln durchmessen.
Und auch außenrum das ganze gut nachvollziehen, wenn man mal mit einem
Breakout in den elektrischen Stecker geht.
Hier sieht man die Analysen von anderen, das kann man auf das eigene
Getriebe übertragen, die Funktion/Probleme/Lösungen besser verstehen und
prüfen:
https://www.youtube.com/results?search_query=citroen+al4
https://www.youtube.com/results?search_query=psa+al4
https://www.youtube.com/results?search_query=peugeot+al4
Hier ist die große Nummer:
http://youtu.be/EcrMGiupwKg
Da sind dann alle Verschleißteile neue in einem Paket. Und offenbar ein
neues Hohlrad (das alte hat Einlaufspuren bei 00:13:00) mit
Planetenträger. Und ein neues Turbinenrad.
Grüße,
Ralf
PS: Wenn die das in Südeuropa wieder zusammengeflickt bekommen, sollten
"wir" das hier doch auch können.