Post by Jan HeinzPost by Ralf KoenigDie Bremswirkung lässt sich in beiden Fällen dosieren, indem man den
Mini-Hebel unterschiedlich weit zieht oder den Knopf unterschiedlich
lange drückt.
Zumindest bei Audi stimmt das nicht.
Danke für deinen Einwand.
Post by Jan HeinzDas ist ein einfacher Taster, der
nur den Zustand gezogen/gedrückt oder eben nicht kennt. Dosiert kann da
nichts werden.
Über die Zeit ginge es aber.
Post by Jan HeinzWährend der Fahrt wird bei Audi die Betriebsbremse mit 60 % der
maximalen Bremswirkung angesprochen, übrigens unter wildem Piepkonzert.
Auch bei der Feststellbremse ist da nichts zu dosieren, wenn ich dran
ziehe, wird die Feststellbremse zugezogen bis zum Anschlag, gleich ob
ich eine halbe Sekunde oder 10 Sekunden dran ziehe.
Bei der ePB ist es ja auch nicht wirklich sinnvoll. Vor Bedienfehlern
will man den Anwender ja gerade schützen. Es wäre irgendwie doof, wenn
man an einer leichten Steigung beim Abstellen den Knopf nur kurz drücken
muss, aber bei einem starken Gefälle lange. Dort macht es schon Sinn,
dass es binär ausgelegt ist.
Post by Jan HeinzIch kann mir nicht vorstellen, dass es beim Passat anders ist.
Also Passat und Audi haben sicherlich vergleichbare Implementierungen, ja.
Schau mal in SSP 346. Erstmal kann ich das bestätigen: ca. 60% der
Bremskraft (ca. 6 m/s^2) stehen dort für die damalige Implementierung.
Über die Dosierung steht da nichts konkretes, außer beim Test-Modus auf
dem Rollenprüfstand: dort im Testmodus lässt sich 5-stufig dosieren.
Aber gut, während der Fahrt ist der nicht abrufbar.
Was im SSP 346 (Elektromechanische Feststellbremse) steht:
Aktivieren:
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Durch das Drücken und Halten des Tasters für elektromechanische
Feststellbremse erfolgt das Abbremsen des in Fahrt befindlichen
Fahrzeugs mit einer Fahrzeugverzögerung von ca. 6m/s2.
Dabei ertönt ein akustisches Warnsignal und die Bremsleuchten werden
angeschaltet.
Die dynamische Notbremsfunktion wird bei einer Fahrzeuggeschwindigkeit
von über 7km/h über einen hydraulischen Bremsdruckaufbau an allen 4
Rädern durchgeführt. Der Bremsvorgang wird je nach Fahrsituation durch
die ABS/ESP-Funktion geregelt. Dadurch ist die Stabilität des Fahrzeugs
während der Bremsung gewährleistet.
Erfolgt die Betätigung des Tasters für elektromechanische
Feststellbremse bei einer Fahrzeuggeschwindigkeit kleiner 7km/h wird die
Feststellbremse elektromechanisch geschlossen (siehe Parkbremsfunktion).
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Lösen:
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Wenn die Fahrzeuggeschwindigkeit nach der dynamischen Notbremsung größer
als 7km/h ist, wird die Bremse mit Loslassen des Tasters für
elektromechanische Feststellbremse oder mit Betätigung des Gaspedals
gelöst. Ist das Fahrzeug bis zum Stillstand abgebremst worden, muss die
Feststellbremse, wie bei der Parkbremsfunktion beschrieben, gelöst werden.
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Funktionsablauf:
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1. Der Fahrer drückt und hält den Taster für elektromechanische
Feststellbremse gedrückt.
2. Das Steuergerät für elektromechanische Feststellbremse kommuniziert
über den privaten CAN-Datenbus mit dem Steuergerät für ABS und
ermittelt, dass die Fahrzeuggeschwindigkeit mehr als 7 km/h beträgt.
3. Die Hydraulikpumpe wird vom Steuergerät für ABS angesteuert und der
hydraulische Bremsdruck in den Hydraulikleitungen zu den 4 Radbremsen
aufgebaut. Das Fahrzeug wird abgebremst.
4. Wird der Taster für elektromechanische Feststellbremse losgelassen
oder das Gaspedal betätigt, wird dieses Signal im Steuergerät für
elektromechanische Feststellbremse verarbeitet.
5. Das Steuergerät für elektromechanische Feststellbremse kommuniziert
über den privaten CAN-Datenbus mit dem Steuergerät für ABS und
ermittelt, dass die Fahrzeuggeschwindigkeit noch mehr als 7km/h beträgt.
6. Die Hydraulikpumpe wird vom Steuergerät für ABS angesteuert und der
hydraulische Bremsdruck zurückgenommen. Die Bremsen lösen sich.
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Ich hatte es so gesehen, dass 1. "und hält" doch ausdrückt: es gibt
einen zeitlichen Aspekt. Und ich hatte die 6 m/s^2 als Maximalwert gesehen.
Was ich nicht weiß: wie schnell passiert bei 3. der Druckaufbau? In
wenigen Millisekunden, dann hättest du Recht - es wäre nicht willentlich
zu dosieren. Wenn es aber einige Sekunden dauert, und das SG bewusst den
Druck z.B. linear aufbaut, dann gibt es eine Dosiermöglichkeit über die
Zeit. So stelle ich mir das vor.
Ich habe mir nochmal Gedanken gemacht: das ganze ist als
*Not*bremsfunktion gedacht: "Wenn das Bremspedal ausgefallen oder
blockiert ist, kann das Fahrzeug durch die dynamische Notbremsfunktion
stark abgebremst werden." Daher auch das Gepiepe, was dem Fahrer sagen
soll: hey Meister, du nutzt hier keine reguläre Funktion.
Muss eine Notbremsung dosierbar sein?
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Also zwingend dosierbar muss sie nicht sein, denn ABS und ESP beziehen
ja die Umweltverhältnisse mit ein.
Was wären die Vorteile einer dosierbaren Notbremsung?
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Allerdings: man könnte dann bis 100% gehen. Der Fahrer würde den Anstieg
bis 100% damit autorisieren, wenn er lange (einige Sekunden) drückt.
Selbstverständlich immer noch überregelt von ABS und ESP. Wenn man von
Anfang an mit 60% einsetzt, gäbe es auch keinen Nachteil beim Bremsweg
ggü 60% konstant, aber die Dosierbarkeit wäre nicht mehr voll gegeben.
Wenn man mit 10% anfänge, wäre die Dosierbarkeit besser, aber man
verschenkte am Anfang Bremsweg.
Und eins kann man kaum machen: direkt mit 100% reingehen. Wer also bis
100% wollte, müsste es schon irgendwie dosierbar machen.
Was wären die Nachteile einer dosierbaren Notbremsung?
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Es bestünde die Gefahr, dass der Anwender zu schwach dosiert und damit
wertvolle Meter verschwendet. Eine Notbremsfunktion ohne großes
Nachdenken wäre es dann nicht mehr wirklich.
Den einzig richtigen Weg gibt's wohl nicht. Aus meiner Sicht stehen sich
zwei Sachen gegenüber: Schutz gegen ungewollte Fehlbedienung und
überraschende Folgen und dem Wunsch nach einem möglichst kurzen Bremsweg
im Notfall.
Ralf