Hi Andreas,
Post by Andreas CamminPost by Thomas SchulzeDer freundliche Reifenhändler hat bei meinem Golf (Frontantrieb) *ohne
Rückfrage* die Sommerreifen mit dem besseren Profil auf die
Hinterachse montiert, die vorher vorne waren. Der Profilunterschied
sind ca. 1,5mm, wobei die Reifen nicht einseitig abgefahren sind. Ich
rechne damit, den Reifensatz noch zwei Sommer lang fahren zu
können.
Post by Andreas CamminPost by Thomas SchulzeIst das ein Grund zur Reklamation oder kann ich davon ausgehen, dass
sich die "Profis" was dabei gedacht haben?
Ja. Im Ernstfall (Traktionsverlust an einer Achse) ist es für den
Durchschnittsfahrer einfacher, ein über die Vorderräder schiebendes
(untersteuerndes) Auto wieder einzufangen als eines, dessen Heck
versucht dich zu überholen :-) Deswegen gehören die besseren Reifen nach
hinten. Wobei das Gefährliche am Traktionsverlust nicht das
Durchdrehen
Post by Andreas Camminder Räder, sondern der Verlust der Seitenführung ist.
Das nennt man dann aber nicht "Traktionsverlust"! "Traktion" ist per
Definition Kraftschluß in Fahrt(Zug-)richtung. Ein Traktionsverlust an
der Hinterachse ist an einem frontgetriebenen Fahrzeug somit nicht
möglich.
Trotzdem ist Dein Argument grundsätzlich richtig, daß Verlust der
Seitenführung an der Hinterachse wesentlich kritischer ist als an der
Vorderachse, und daß man Konfigurationen, die hinten weniger
Fahrbahnhaftung als vorne ergeben, unbedingt vermeiden sollte.
Allerdings ist zu bedenken, daß das Reifenprofil zumindest im Sommer in
allererster Linie zum Abführen des Wassers bei Nässe gebraucht wird,
und da die Hinterräder in der Spur der Vorderräder laufen (zumindest
bei Geschwindigkeiten und Kurvenradien, bei denen Aquaplaning eine
Rolle spielt), ist die Wassermenge, die die Vorderräder verdrängen
müssen, wesentlich größer, so daß hier das bessere Profil doch vorne
gebraucht wird. Im Winter auf Schnee spielt das Profil auch für
Traktion und Seitenführung eine wesentliche Rolle da mag es durchaus
auch Fälle geben, wo das bessere Profil hinten ein Fahrzeug stabiler
halten würde. Aber gerade im Winter kommt man halt auch eher mal an die
Traktionsgrenze, und die wird am Fronttrieblern von der Vorderachse
bestimmt. Unterm Strich halte ich darum die Empfehlung des
Reifenhändlers für verkehrt, obwohl ich weiß, daß er damit nicht
alleine steht.
Ich für mich halte es so, daß ich grundsätzlich bei jedem Reifenwechsel
Sommer/Winter die Räder vorne und hinten vertausche. So gibt es nie
einen wirklich großen (=stabilitätskritischen) Unterschied, und ich
nutze den Reifensatz gleichmäßig ab.
Gruß,
Friedrich
--
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