Post by Ralf KoenigPost by Michael LandenbergerIch bin sicher, fast jedes Auto verbraucht bei *konstant* 60 km/h
über eine längere Strecke weniger als bei *konstant* 95 km/h über
die gleiche Strecke.
Denke ich nicht. Das ist z.B. das Diagramm eines (so nehme ich
http://www.sk-8.de/energie/pics/Verbrauchsdiagramm.gif
Der hat sein Optimum bei ca. 68 km/h bei einem
5-Gang-Schaltgetriebe.
Lt. Diagramm verbraucht das Auto bei 68 km/h knapp unter 5 Liter/100 km.
Bei 95 km/h sind es etwas mehr als 5 Liter/100 km.
Ich hab das mal genau ausgemessen (so genau, wie das halt möglich war):
60 km/h -> 4.7 l/100 km
68 km/h -> 4.6 l/100 km
60 km/h -> 5.5 l/100 km
Meine Aussage trifft
also auch bei diesem Auto zumindest auf Geschwindigkeiten über 95 km/h
und Geschwindigkeiten zwischen 68 und 95 km/h zu, denn der Wagen
verbraucht bei 68 km/h etwas weniger als bei 95 km/h.
Stimmt erstmal.
Unterhalb von 68 km/h steigt der Verbrauch aber tatsächlich wieder an.
Genau das ist der Punkt. In jedem Gang gibt es eine
"Optimalgeschwindigkeit", die nicht am linken Rand liegt.
Vielleicht könnte man durch eine andere Getriebeübersetzung das
Verbrauchsminimum auf ca. 50 km/h legen.
Bestimmt, aber wozu? Dann braucht man oben raus mehr.
Ich pflege jedenfalls schon ab 50 km/h im 5. Gang zu
fahren, solange es nicht bergauf geht oder ich stark beschleunigen muss
(mein Auto macht das klaglos mit). Diese Situation berücksichtigt das
Diagramm überhaupt nicht.
Also man kann sich ja die Kurve vom 5. Gang nach links verlängert
vorstellen. Und wie man vermuten kann, wäre das wirklich der
spritsparendste Gang bei 50 km/h, der 4. liegt schon drüber. ABER: Der
Motor hat dann viel Last, dreht aber nur langsam (das ist wie bei
Fahrradfahren, wenn man bei kleiner Geschwindigkeit vorne ein großes und
hinten ein kleines Ritzel wählt). So richtig "Kraft" (Drehmoment)
entwickelt ein (Benzin-)Motor dort aber nicht (dafür gibts auch
Diagramme, eins für die Leistung, eins für das Drehmoment, leider nicht
zum gleichen Modell). Diesel haben häufig um die 2000 RPM ihr maximales
Drehmoment.
Und irgendwo so bei 1000 RPM ist da die "Ruckelgrenze", wo man nicht
drunter will. Zum einen um Motor und Getriebe zu schonen, zum anderen,
weil es eben nicht komfortabel ist (laut und ruckelnd, wenn man auch nur
geringe Leistung fordert).
Aber manche Autos (insbesondere mit Dieselmotor) sind gegenüber
niedrigen Drehzahlen toleranter als andere. So lange du zum
Beschleunigen wieder kurz runterschaltest, machst du also nichts falsch.
Mein Argument an dem Bild ist: Das Bild könnte von einem Benziner sein.
Wenn man das Diagramm noch ein bisschen spreizt (länger übersetzt bei
Dieseln, weil die untenrum mehr Drehmoment haben) und noch einen oder
zwei weitere Gänge hinzufügt, dann halte ich es für möglich, dass es
nicht wenige Autos gibt, die bei 95 km/h etwas spritsparender fahren als
bei 60 km/h. Trotz höheren Luft- und Reibungswiderständen.
Meine Top-Kandidaten wären da die typischen Vertreterwagen, die etliche
tausend km im Jahr auf deutschen Autobahnen verbringen (Passat, A4, A6,
3er, 5er, evt. ja auch ein Golf, alle als Diesel). Deutsche Hersteller
vor allem deshalb, weil nur hier in D schneller als 120/130 km/h
gefahren werden darf.
http://de.wikipedia.org/wiki/Tempolimit
Außerdem muss in dem Zielmarkt der Kraftstoff teuer sein, so dass eine
Ersparnis im Verbrauch auch wirklich absolut was ausmacht.
Folglich steht vor allem bei den Herstellern, die vorrangig auf dem
deutschen Markt verkaufen, das Ziel der Senkung des Kraftstoffverbrauchs
auch bis z.B. 160/180 km/h im Lastenheft. Die Ingenieure müssen sich
dann dafür was ausdenken. Und da sind ein/zwei weitere Gänge, die dann
ihr Optimum wohl um die 100-110 km/h (geschätzt) haben ein wirksames
Mittel, das sich auch auf höhere Geschwindigkeiten auswirkt.
Das Diagramm dürfte aber auf absolut konstanten Geschwindigkeiten
basieren. Solche kommen aber in der Praxis selten und im
Geschwindigkeitsbereich von 0-60 km/h so gut wie nie vor.
Und was, meinst du, ändert sich dann qualitativ und quantitativ? Klar:
Bei dem Diagramm liegen bestimmte Annahmen dahinter. Ich bin mir noch
nicht mal sicher, ob da der Luftwiderstand mit drin ist, oder ob das
Diagramm vom Rollenprüfstand kommt. Und ob auf dem Rollenprüfstand der
steigende Luftwiderstand über eine geschwindigkeitsabhängige Gegenkraft
auf der Rolle simuliert wurde.
Ralf