[Ich kopiere mal die ganzen Teile aus Uwes Antworten zusammen.] Dann
franst das nicht so auseinander.
Post by Uwe Schwöbelmein diese Woche erworbener Jahreswagen Polo 1,2 (70PS) hat ein für
mich seltsames Verhalten: Wenn ich vom Gaspedal gehe, dauert es ca.
0,5 Sekunden bis der Motor reagiert. Die Drehzahl bleibt erstmal diese
0,5s konstant und fällt dann erst ab. Geht man während eines
Beschleunigungsvorgangs vom Gas, beschleunigt er noch für diese 0,5s
(gefühlte 5s) weiter. Das ist sehr lästig und in vielen Situationen
birgt dieses Verhalten ein ordentliches Gefahrenpotenzial, man kann
eben nicht immer eine Sekunde vorausdenken.
Wie "man kann nicht immer eine Sekunde vorausdenken"? In welchen
Situationen ist das denn gefährlich? Dein Sicherheitsabstand ist doch
hoffentlich deutlich größer.
Post by Uwe SchwöbelBin natürlich bei erster Gelegenheit in meine VW-Werkstatt. Man kannte
diese Problematik offensichtlich nicht, tat mir gegenüber jedoch so,
als sei das Verhalten normal und behauptete sogar das stünde in der
Betriebsanleitung als Hinweis drin (wie ich zu Hause dann feststellte,
steht's natürlich nicht drin).
Evt. steht etwas unter "E-Gas" oder Motorschleppmomentregelung (MSR).
Post by Uwe SchwöbelEs traten jetzt in den paar Tagen, schon mehrere Situationen auf in
denen mir diese Verzögerung ein paar Herzschläge mehr bescherte.
Auch im Stop-and-Go-Verkehr ist das sehr gewöhnungsbedürftig, und ohne
ordentlichen Abstand zum Vordermann nicht gefahrlos "fahrbar".
Na bitte, es ist ein eingebautes Sicherheitsfeature! ;-) Oder willst du
beim Vordermann die Staubkörnchen auf der Heck-Stoßstange zählen?
Post by Uwe SchwöbelKennt jemand dieses Verhalten?
Ich bin neulich einen Mietwagen Polo BJ 2007 über 2x500 km, hoher
Autobahnanteil, gefahren. Für mich war da nichts ungewöhnliches dabei,
ich fahre aber auch nur sehr selten Autos mit manueller Schaltung.
Insofern habe ich keine Vergleichsbasis.
Post by Uwe SchwöbelKann sowas normal sein?
Also ich würde das mal ganz technisch sehen: Wie wird es realisiert? Und
da kommt raus: Der Polo hat E-Gas statt eines Bowdenzuges.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gaspedal
http://de.wikipedia.org/wiki/Drosselklappe
Grund: Man kann das dann einfacher und billiger mit
Fahrerassistenzsystemen kombinieren. Und da kommt ein Motorsteuergerät
zum Zuge.
Post by Uwe SchwöbelPost by Gerald GrunerIch könnte es mir durchaus vorstellen, dass Motorsteuergeräte, um die
Abgase zu minimieren, immer komplexere Algorithmen benutzen und diese
als Nebenwirkung eine leicht verzögerte Reaktion bedeuten.
Hm, könnte natürlich so sein. Dann sollte man halt auch die
Prozessorleistung angepassen. Wenn ich bedenke wieviele
Rechenoperation eine Spielekonsole in wenigen mikrosekunden
durchführen, sollte doch bei einem potenziell gefährlichen System
(Auto) das Auslesen von Motorkennwerten aus einer Tabelle und/oder
deren Berechnung schneller machbar sein.
Ist sicherlich wie so oft eine Geldfrage.
Also Motorsteuergeräte sind Echtzeit-Systeme. In deren Entwicklung wird
penibel drauf geachtet, dass bestimmte Zeitbedingungen unter allen
erdenklichen Umständen eingehalten werden. Und 500 ms sind eine
EEEEwigkeit bei Echtzeit-Systemen. Es ist absolut ausgeschlossen, dass
sich der Hersteller bei der Wahl der Verarbeitungsgeschwindigkeit des
Prozessors in Bezug auf die zu anzuwendenden Algorithmen vertut. Das ist
auch keine Geldfrage.
Wenn es die ca. 500 ms länger Gas gibt, dann entstehen die gewünscht.
Die Frage ist also: Warum will man das?
Wenn man richtig Gas gibt und noch nciht im höchsten Gang ist, will man
ja in der Regel als nächstes einen Gang hochschalten. Damit fällt die
Theorie des Zwischengases aus, denn das braucht man nur beim Runterschalten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Zwischengas
Und daher: Hat dein Auto ESP?
Oder wie es im VW-Deutsch heißt: "Elektronisches Stabilisierungsprogramm
(ESP) inkl. ABS mit Bremsassistent, ASR, EDS und
Motorschleppmomentregelung (MSR)"? (Gibt's nur als Paket.)
Dann wird die Motorschleppmomentregelung interessant. Die ist bestimmt
auch im Handbuch beschrieben. Das könnte das sein, was der
Werkstattmeister gemeint hat.
Kurze Erklärung:
http://www.volkswagen.de/vwcms_publish/vwcms/master_public/virtualmaster/de3/metacontent/Technik_Lexikon/motorschleppmomentregelung.index.html
========================================================================
Motorschleppmomentregelung (MSR)
Die Motorschleppmomentregelung MSR verhindert eine Blockierneigung der
Antriebsräder durch die Bremswirkung des Motors auf glatter Fahrbahn,
wenn der Fahrer abrupt vom Gas geht oder schnell einen Gang zurückschaltet.
Durch die Bremswirkung des Motors können die Antriebsräder zum Rutschen
neigen. Sie verlieren kurzzeitig die Bodenhaftung, der Fahrzustand wird
instabil. Die Motorschleppmomentregelung erhält in diesen Situationen
die Fahrstabilität und verbessert somit die Sicherheit. Alle nötigen
Informationen erhält das Steuergerät der Motorschleppmomentregelung von
den Raddrehzahlsensoren und von dem Motor- beziehungsweise
Getriebesteuergerät über den CAN-Datenbus.
Erkennt das Steuergerät einen Schlupf der Antriebsräder, so sendet die
Motorschleppmomentregelung über den CAN-Datenbus ein Signal an das
Motorsteuergerät, die Motordrehzahl leicht zu erhöhen, bis die
Antriebsräder wieder entsprechend der Fahrzeuggeschwindigkeit drehen.
Dadurch bleiben das Fahrzeug lenkfähig und die Fahrstabilität erhalten.
Die Motorschleppmomentregelung arbeitet über den gesamten
Geschwindigkeitsbereich.
========================================================================
Letzte Woche war es ja recht regnerisch, vielleicht ist das bei
trockener Fahrbahn weniger ausgeprägt?
Wenn es kein ESP haben sollte, kann es immer noch eine Funktion sein,
die die Lastwechsel in ihrer Intensität reduziert. Das steigert den
Komfort, schont insbesondere die Antriebswellen. Und eine Glättung der
Lastwechsel ist auch in Kurven was gutes.
Klar, wenn man sich auf deutliche Lastwechselreaktionen
http://de.wikipedia.org/wiki/Lastwechselreaktion
verlässt (z.B. deutliche Bremswirkung, wenn man abrupt Gas wegnimmt)
muss man sich erstmal umgewöhnen. Bei deinem 520i wurden am Ende vom TÜV
die Antriebswellen bemängelt, der Grund liegt vielleicht nicht nur in
der Laufleistung von 270 TKM. Denn glaubt man den TÜV-Report 2007
(Ergebnisse der HU 2006) bei den 11-Jährigen (E34, BJ 1995) dann sind
die Antriebswellen nicht modellbedingt auffällig.
Post by Uwe SchwöbelIch werde demnächst mal zum Vergleich eine Probefahrt bei einem
Luxuslimousinenhändler meiner Wahl abfordern.
Und was bringt das? Eigentlich willst du doch feststellen, ob dein Polo
sich normal verhält oder nicht. Also: Vergleich doch mal mit anderen
9N3-Polos! Buchbinder.de hat die für 29 EUR am Tag mit schönen
Werbeaufklebern außen dran. Oder eben welche für lau probefahren.
Und dann drauf achten, dass du auch mal welche ohne ESP/MSR und welche
mit ESP/MSR fährst. Dann kannst du da mal vergleichen. Denn das
Ausschalten des ESP geht nicht immer so einfach, dass es wirklich
zuverlässig auch dauerhaft aus ist.
Post by Uwe SchwöbelIch bin seit vielen Jahren nicht mit modernen Benzinern gefahren. Mein
guter alter 520i (14 Jahre) hat's jetzt aber nicht mehr über'n TÜV
geschafft.
Also BJ 1993, also E34. Der hat bestimmt kein E-Gas, bin mir aber nicht
sicher. Kannst ja gerne mal reinschauen, und vergleichen. D.h. wenn du
die Plasteabdeckung im Polo abmachst.
Post by Uwe SchwöbelDas Fahren im Polo ist hektischer als mit meinem vorherigen Wagen mit
2-Liter-6-Zylinder. Aber naja, ist halt 'ne andere Liga.
Naja, hektischer wohl vor allem deshalb, weil man mehr schalten muss.
Hier kann man eigentlich simple Rechenoperationen machen, um
herauszufinden, wie häufig man tendenziell schalten muss. Man braucht:
Motorkenndaten (max. Leistung bei Drehzahl, max.. Drehmoment bei welcher
Drehzahl), idealerweise noch die Kennlinien, Getriebeübersetzungen,
Achsübersetzung, Raddurchmesser
Polo 1.2 BJ07 520i E34 BJ93
---------------------------------------------------
Hubraum 1.2 l 2.0 l
Zylinder 3 Zylinder 6 Zylinder
max. Leistung 51/70/5.400 110/150/5.900
max. Drehmoment 112/3.000 190/4200
Gewicht ca. 1.000 ca. 1500
Die Getriebeübersetzungen in den verschiedenen Gängen kannst du selbst
mal raussuchen. Ist ganz interessant, weil man damit ausrechnen kann,
bei welcher Geschwindigkeit in welchem Gang wieviel Drehmoment und
Leistung anliegt. Denn das hat (zusammen mit dem Wunsch nach einer
bestimmten Fahrweise) letztlich Einfluss darauf, wie häufig man schalten
muss. In Autotests steht dann nur "lässt sich schaltfaul (oder eben
nicht) fahren". 3-Zylinder-Polos sind da eher schaltfreudig zu fahren,
wenn man flott unterwegs sein will.
Übrigens: Man kann zur Reduktion der Schaltvorgänge beim Hochschalten
auch mal einen Gang überspringen, z.B. vom 3. in der Stadt direkt in den
5. schalten, um dann mit 55 km/h ruhig vor sich her zu rollen.
Und im Polo ist es wohl auch hektischer, weil man von der Außenwelt mehr
mitbekommt.
Post by Uwe SchwöbelEs beruhigt mich zwar etwas, dass das normal zu sein scheint, aber
beim nächsten Autokauf mache ich dann doch selbst mal eine Probefahrt
mit dem Wunschkanditaten.
Also das ist immer ratsam. Und gerade dann, wenn man von der oberen
Mittelklasse auf einen Kleinwagen umsteigt.
Womit ich nichts gegen den Polo sagen will: Ist ein schönes Auto, wie
ich finde. Habe nach der Mietwagenfahrt damals direkt überlegt, einen zu
kaufen. Komme aber an sich auch gut ohne Auto aus, daher wieder verschoben.
Ralf