Herbert Albrecht
2016-05-13 09:00:31 UTC
Hallo,
auf ARTE lief eine Sendung über den VW-Skandal:
http://www.arte.tv/guide/de/064729-000-A/die-macht-und-ihr-preis-die-akte-vw.
Wie konnte es passieren, dass VW bewusst täuscht und Recht bricht ohne
ernsthaft mit Folgen zu rechnen? Interessante Frage - ARTE ist ja sehr
französisch ausgerichtet, mal gucken, wie man es dort sieht.
Erstaunlich viel Zeit wird für die VW-Geschichte im 3. Reich reserviert.
Warum? An böse Geister, die nachts kettenklimpernd im Nachthemd durch
Flure huschen und Flüche verbreiten, glauben wir doch schon lange nicht
mehr. Die einzigen 'Überlebenden' aus dieser Zeit sind die Familien
Porsche und Piech und die einzige interessante Frage - wie sie es
geschafft haben, in den Besitz der Aktienmehrheit zu gelangen - blieb
unbeantwortet. War wohl nicht so wichtig.
Die Nachkriegsgeschichte von VW (das habe ich hier gelernt) begann mit
einem britischen Offizier, der erfolgreich versuchte, aus dem
Schrotthaufen am Ende des Krieges etwas zu machen, was unabhängig von
britischer Unterstützung überlebensfähig war. Dann kam Nordhoff, ein
ehemaliger Manager von Opel. Ich erkenne bei beiden nicht die
Verbindungen zur NS - Zeit, die die ausführliche Schilderung dieser
Phase begründen könnte.
Eine Besonderheit von VW ist der große Einfluss von Staat und
Gewerkschaften. Hier könnte eine heisse Spur sein, denn sowohl der
Aktienanteil Niedersachsens als auch die Macht der IG Metall im
täglichen Geschäft wirkt möglicherweise nicht nur als Kontrolle
gegenüber VW sondern auch als Einflusskanal in staatliche Bereiche. Im
VW - Management könnte die Meinung vorgeherrscht haben, wenn man die
Gesetze kreativ umgehe, dann könnte man immer noch auf seine
'Einflussagenten' an verschiedenen Stellen des Staatsgebäudes zählen.
Interessant wäre hier der Vergleich mit der französischen Autoindustrie,
die ja auch jede Menge Dieselautos auf den Markt bringt. Es heisst, man
hätte dort erkannt, dass es sich nicht lohnt, den Diesel in den USA auf
den Markt zu bringen, man hätte darauf verzichtet. Den Fragen, die sich
daraus ergeben, wurde leider nicht nachgegangen:
1. Wenn sich - wie behauptet - ein Dieselauto für etwa 300 Dollar
gesetzeskonform (auch nach US-Normen) ausrüsten lässt - wo ist das Problem?
2. Warum haben die französischen Autobauer auf dieses Geschäft in den
USA verzichtet, wenn es nur um Mehrkosten in einer Höhe gibt, die man
anderswo leicht einsparen könnte?
3. Haben die USA härtere Abgasnormen als Europa und sind das die
"schlechteren" Umwelt- und Verbrauchsstandards, die die Gegner von TTIP
für Europa unbedingt vermeiden wollen?
4. Warum gelten die Dieselabgase in Amerika als gesundheitsschädlich, in
Europa aber als unbedenklich?
5. Was ist Industriepolitik und was ist echte Sorge um Umweltschutz und
Verbrauchergesundheit?
Im letzten Teil der Sendung wurde die Entdeckungsgeschichte des Betruges
in Amerika nachgezeichnet. Warum VW nicht frühzeitig reagierte bleibt
unverständlich. Ich habe den Verdacht, dass man sich zu sehr auf seine
guten Beziehungen zu staatlichen Stellen verliess.
Ist das ein Fernsehtipp? Na, ja, wenn das Wetter über Pfingsten so
schlecht wird wie vorhergesagt, ist es besser, aus traurig aus dem
Fenster zu schauen.
Herbert
auf ARTE lief eine Sendung über den VW-Skandal:
http://www.arte.tv/guide/de/064729-000-A/die-macht-und-ihr-preis-die-akte-vw.
Wie konnte es passieren, dass VW bewusst täuscht und Recht bricht ohne
ernsthaft mit Folgen zu rechnen? Interessante Frage - ARTE ist ja sehr
französisch ausgerichtet, mal gucken, wie man es dort sieht.
Erstaunlich viel Zeit wird für die VW-Geschichte im 3. Reich reserviert.
Warum? An böse Geister, die nachts kettenklimpernd im Nachthemd durch
Flure huschen und Flüche verbreiten, glauben wir doch schon lange nicht
mehr. Die einzigen 'Überlebenden' aus dieser Zeit sind die Familien
Porsche und Piech und die einzige interessante Frage - wie sie es
geschafft haben, in den Besitz der Aktienmehrheit zu gelangen - blieb
unbeantwortet. War wohl nicht so wichtig.
Die Nachkriegsgeschichte von VW (das habe ich hier gelernt) begann mit
einem britischen Offizier, der erfolgreich versuchte, aus dem
Schrotthaufen am Ende des Krieges etwas zu machen, was unabhängig von
britischer Unterstützung überlebensfähig war. Dann kam Nordhoff, ein
ehemaliger Manager von Opel. Ich erkenne bei beiden nicht die
Verbindungen zur NS - Zeit, die die ausführliche Schilderung dieser
Phase begründen könnte.
Eine Besonderheit von VW ist der große Einfluss von Staat und
Gewerkschaften. Hier könnte eine heisse Spur sein, denn sowohl der
Aktienanteil Niedersachsens als auch die Macht der IG Metall im
täglichen Geschäft wirkt möglicherweise nicht nur als Kontrolle
gegenüber VW sondern auch als Einflusskanal in staatliche Bereiche. Im
VW - Management könnte die Meinung vorgeherrscht haben, wenn man die
Gesetze kreativ umgehe, dann könnte man immer noch auf seine
'Einflussagenten' an verschiedenen Stellen des Staatsgebäudes zählen.
Interessant wäre hier der Vergleich mit der französischen Autoindustrie,
die ja auch jede Menge Dieselautos auf den Markt bringt. Es heisst, man
hätte dort erkannt, dass es sich nicht lohnt, den Diesel in den USA auf
den Markt zu bringen, man hätte darauf verzichtet. Den Fragen, die sich
daraus ergeben, wurde leider nicht nachgegangen:
1. Wenn sich - wie behauptet - ein Dieselauto für etwa 300 Dollar
gesetzeskonform (auch nach US-Normen) ausrüsten lässt - wo ist das Problem?
2. Warum haben die französischen Autobauer auf dieses Geschäft in den
USA verzichtet, wenn es nur um Mehrkosten in einer Höhe gibt, die man
anderswo leicht einsparen könnte?
3. Haben die USA härtere Abgasnormen als Europa und sind das die
"schlechteren" Umwelt- und Verbrauchsstandards, die die Gegner von TTIP
für Europa unbedingt vermeiden wollen?
4. Warum gelten die Dieselabgase in Amerika als gesundheitsschädlich, in
Europa aber als unbedenklich?
5. Was ist Industriepolitik und was ist echte Sorge um Umweltschutz und
Verbrauchergesundheit?
Im letzten Teil der Sendung wurde die Entdeckungsgeschichte des Betruges
in Amerika nachgezeichnet. Warum VW nicht frühzeitig reagierte bleibt
unverständlich. Ich habe den Verdacht, dass man sich zu sehr auf seine
guten Beziehungen zu staatlichen Stellen verliess.
Ist das ein Fernsehtipp? Na, ja, wenn das Wetter über Pfingsten so
schlecht wird wie vorhergesagt, ist es besser, aus traurig aus dem
Fenster zu schauen.
Herbert