Post by Michael Landenberger<http://www.n-tv.de/wirtschaft/Aral-stoppt-Erdgasverkauf-an-Tankstellen-article18633476.html>
Da ist doch nur 1 Gastank von 4 geplatzt. Wieso also gleich Totalschaden?
Was ich auf dem Foto sehe:
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* Reifen hinten links ohne Luft
* Halterung Stoßfänger hinten und vorn
* paar Scheiben zerborsten (aber nicht alle), halt plus Reinigung für
die Glassplitter
* Rückleuchte links
* auf der Rückbank sieht es etwas wüst aus
plus all die nicht sichtbaren Punkte. Sobald hinten das Karosserieblech
zerschlagen wurde und die Karosserie verzogen, dann geht das in Richtung
wirtschaftlicher Totalschaden, ja.
Es war ein 2006 Touran ecoFuel, mal eben bei mobile.de geschaut:
Händlerverkaufpreis etwa 3500 bis 7000 EUR. Ja, solche Summen können
schnell zusammenkommen, aber das Fahrzeug kann ggf. auch viel günstiger
wieder instand gesetzt werden. Auch Reparaturen kann man so und so machen.
Der entscheidende Schaden ist also der Personenschaden am Tankenden.
Plus Image-Schaden bei VW, ggf. auch dem Hersteller der Tanks, ggf. auch
Prüforganisationen.
Warten wir doch erstmal die Analyse ab, was die dann ergibt, was
wirklich Ursache war. Und wie die konkreten technischen Umstände waren.
Korrosion an einem CNG-Tank liegt nahe, aber auch eine defekte
Abschaltung in der Säule könnte einen Tank über Gebühr "aufpumpen", wenn
das der Kompressor schafft.
Es wäre auch abzuwarten, ob der Touran BJ 2006 bereits umgerüstet war
(rückgerufen war er bereits) oder ob der Halter entgegen der Empfehlung
von VW (!) weiter CNG getankt hat. Die Halter wurden ja angeschrieben
und auf die Dringlichkeit hingewiesen.
Hier steht:
"Von den 6.850 in Deutschland zurückgerufenen Touran sind 75 Prozent
umgerüstet – knapp 1.000 Autos sind also noch ungeprüft unterwegs. Auch
der Unglücks-Touran war von dem Rückruf betroffen, nach Aussage eines
VW-Sprechers waren die Gasflaschen noch nicht getauscht worden."
http://www.auto-motor-und-sport.de/news/nach-vw-touran-explosion-aral-stoppt-verkauf-von-erdgas-11539979.html
Sollte das so sein, hat auch der Halter seinen Anteil. Denn schon im
September 2015 gab es zwei geborstete CNG-Tanks bei VW.
http://www.autobild.de/artikel/rostige-erdgastanks-bei-vw-auto-bild-exklusiv-6929215.html
Beim Halter wird man schauen, inwiefern dieser seine HU-/GAP- und
Service-Intervalle eingehalten hat.
VW hätte das natürlich auch anders machen können, hätte die Autos
schneller zurückgeholt und erstmal in einem Quickfix/Workaround
(Konfigurationsänderung, in der Zukunft kann sowas auch aus der Ferne
passieren) verbindlich den CNG-Betrieb sperren können (z.B. indem die
CNG-Injektoren werden nicht mehr angesteuert werden), plus Meldung im
Display. Die betroffenen Fahrzeuge können ja auch auf Benzin laufen,
wobei 13 Liter Benzin (im Touran EcoFuel) nun nicht die Welt sind. Und
dann paar Tankgutscheine für Sprit dazu. Dann in einer zweiten Runde:
ordentlich machen. Mit neuen Tanks und Unterfahrschutz. Da ist dann zu
klären, wie die Kosten am alternden Auto zwischen Kunde und Hersteller
verteilt werden.
Ist die letzte HU, Gasanlagenprüfung oder VW-Werkstattbesuch noch nicht
lange her, wäre auch dort noch ein Anhaltspunkt gewesen, den sich
anbahnenden Defekt an einem CNG-Tank zu sehen. Und damit gibt's auch an
diesen Stellen Verantwortung, falls Korrosionsmerkmale zu sehen sein
sollten.
Hier braucht es viel Blindheit (eigentlich schon Fahrlässigkeit bis
Vorsatz!), das zu übersehen:
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Das sind die Touran-CNG-Tanks, hier ein kleines Foto von damals aus dem
Werk:
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Post by Michael LandenbergerGasförmige Kraftstoffe haben halt so ihre Tücken...
Ich würde sagen, alle Kraftstoffe und Energieträger/speicher haben so
ihre Risiken.
9/11 war mit Kerosin. Insofern haben flüssige Kraftstoffe auch so ihre
Tücken, wenn sie in riesigem Volumen und rollende Container
(Tankfahrzeuge, Flugzeuge, Lkw) gepackt werden und zum Zufall noch
Absicht dazu kommt.
Selbst wenn es bei Zufall bleibt: schaut man auf "Tanklaster Brand"
gibt's so einiges.
https://www.google.de/search?q=tanklaster+brand
Und ohne Erdöl gibt's keinen Diesel/Benzin in der Menge, Qualität,
Preis, wie wir das heute kennen. Schaut man sich dort die
Umweltverschmutzung der Vergangenheit an (von Ölsanden und deren Abbau,
Öltanker-Unglücke, Ölbohrplattformen-Unfälle, bis zu
Stellvertreter-Kriegen), kommen auch dort erhebliche Risiken zusammen.
Nur eben bisher weiter weg.
Dass tagtäglich so einige hundert Liter Kraftstoff ins Erdreich gehen
(z.B. nach Unfällen und Auslaufen der Tanks), ist schon keiner Meldung
mehr wert. Macht ja keinen großen Knall. Und Verkehrsunfälle sind
"normal genug" geworden. Selbst ohne Unfall können die Haltebänder vom
Tank reißen und dann schleift der nicht lang über den Boden, bis er
kaputt geht. Oder aber Unrat auf der Straße beschädigt die
Plastik-Tanks, die ja auch nicht besonders gut geschützt sind.
Mit FUD lässt sich also in jede Richtung zielen. Es zählt eine
objektivere Risikobewertung.
Grüße,
Ralf