Discussion:
Konstruktive Beeinflussung des Kurvenverhaltens?
(zu alt für eine Antwort)
Sebastian Suchanek
2013-04-27 15:25:58 UTC
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Hallo NG!

Gelegentlich liest man ja Aussagen, dass dieses oder jenes Auto
untersteuerend (oder übersteuernd) konstruiert sei.
Mir als Nicht-Fahrzeugtechniker stellt sich da die Frage: Wie
das?
Meiner Laien-Meinung nach sind erst mal die Reifen für die
Seitenführungskräfte und damit auch für das Kurvenverhalten
verantwortlich - und Reifen hat nun mal fast jedes Auto vier
Stück, an jeder Ecke einen. ;-) Da gibt's also (scheinbar?)
keine Unterschiede. Wie kann man also durch konstruktive
Maßnahmen am Auto beeinflussen, ob sich ein Auto unter- oder
übersteuernd verhält?


Tschüs,

Sebastian
--
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P-Liedermann
2013-04-27 16:01:09 UTC
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Post by Sebastian Suchanek
Hallo NG!
Gelegentlich liest man ja Aussagen, dass dieses oder jenes Auto
untersteuerend (oder übersteuernd) konstruiert sei.
Mir als Nicht-Fahrzeugtechniker stellt sich da die Frage: Wie
das?
Meiner Laien-Meinung nach sind erst mal die Reifen für die
Seitenführungskräfte und damit auch für das Kurvenverhalten
verantwortlich - und Reifen hat nun mal fast jedes Auto vier
Stück, an jeder Ecke einen. ;-) Da gibt's also (scheinbar?)
keine Unterschiede. Wie kann man also durch konstruktive
Maßnahmen am Auto beeinflussen, ob sich ein Auto unter- oder
übersteuernd verhält?
Ein wichtiger Faktor dürfte die Gewichtsverteilung sein, und dafür
wiederum die Einbaulage des Motors.

.peter
Heiko Rossmann
2013-04-27 16:15:59 UTC
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Post by P-Liedermann
Post by Sebastian Suchanek
Hallo NG!
Gelegentlich liest man ja Aussagen, dass dieses oder jenes Auto
untersteuerend (oder übersteuernd) konstruiert sei.
Mir als Nicht-Fahrzeugtechniker stellt sich da die Frage: Wie
das?
Meiner Laien-Meinung nach sind erst mal die Reifen für die
Seitenführungskräfte und damit auch für das Kurvenverhalten
verantwortlich - und Reifen hat nun mal fast jedes Auto vier
Stück, an jeder Ecke einen. ;-) Da gibt's also (scheinbar?)
keine Unterschiede. Wie kann man also durch konstruktive
Maßnahmen am Auto beeinflussen, ob sich ein Auto unter- oder
übersteuernd verhält?
Ein wichtiger Faktor dürfte die Gewichtsverteilung sein, und dafür
wiederum die Einbaulage des Motors.
Dann kann man sehr viel einstellen durch unterschiedliche Reifenstellung
(z.B. Sturz und Vorspur), durch unterschiedlich hart abgestimmte Federn,
Stoßdämpfer und Stabilisatoren, durch unterschiedliche Lenkgeometrieen
(wie viel stärker das kurveninnere Vorderrad einlenkt, verglichen mit
dem äußeren) und natürlich durch unterschiedliche ESP-Abstimmung.

Wenn das alles nicht hilft, kann man auch immer noch unterschiedlich
breite Reifen vorne und hinten verbauen.

MfG, Heiko
Alfred Lönze
2013-04-27 16:18:39 UTC
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Post by Sebastian Suchanek
Hallo NG!
Gelegentlich liest man ja Aussagen, dass dieses oder jenes Auto
untersteuerend (oder übersteuernd) konstruiert sei. Wie kann man also durch konstruktive
Maßnahmen am Auto beeinflussen, ob sich ein Auto unter- oder
übersteuernd verhält?
Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Grundsätzlich ist das eine
konstruktive Auslegungssache der Spur- und Sturzkurven in Verbindung mit
der Stabihärte. Ebenso spielt die Achlastverteilung eine wichtige Rolle.
--
Alles was Räder oder Titten hat, macht früher oder später Probleme ...
Ralf Koenig
2013-04-27 21:18:36 UTC
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Post by Sebastian Suchanek
Gelegentlich liest man ja Aussagen, dass dieses oder jenes Auto
untersteuerend (oder übersteuernd) konstruiert sei.
Mir als Nicht-Fahrzeugtechniker stellt sich da die Frage: Wie
das?
Meiner Laien-Meinung nach sind erst mal die Reifen für die
Seitenführungskräfte und damit auch für das Kurvenverhalten
verantwortlich - und Reifen hat nun mal fast jedes Auto vier
Stück, an jeder Ecke einen. ;-) Da gibt's also (scheinbar?)
keine Unterschiede. Wie kann man also durch konstruktive
Maßnahmen am Auto beeinflussen, ob sich ein Auto unter- oder
übersteuernd verhält?
Ergänzend zu den anderen Antworten: ein wichtiger Aspekt wurde noch
nicht genannt: Vorderradantrieb vs. Hinterradantrieb hat einen Einfluss.

Theoretisch wird's hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Eigenlenkverhalten
Dort wird mit einer Formel ausgedrückt, ob sich ein Fahrzeug
untersteuernd oder übersteuernd verhält. Folglich müssen
konstruktorische Änderungen Einfluss auf diese Parameter haben.

Ralf
P-Liedermann
2013-04-28 07:44:05 UTC
Permalink
Post by Ralf Koenig
Ergänzend zu den anderen Antworten: ein wichtiger Aspekt wurde noch
nicht genannt: Vorderradantrieb vs. Hinterradantrieb hat einen Einfluss.
Das denke ich mir auch. Hat einen losen Zusammenhang mit der Einbaulage
des Motors, denn (alleiniger) Vorderradantrieb tritt praktisch nur in
Verbindung mit Frontmotor auf. Allradantrieb gibt es auch noch, in
substantiell verschiedenen Erscheinungsformen.
Post by Ralf Koenig
http://de.wikipedia.org/wiki/Eigenlenkverhalten
Dort wird mit einer Formel ausgedrückt, ob sich ein Fahrzeug
untersteuernd oder übersteuernd verhält. Folglich müssen
konstruktorische Änderungen Einfluss auf diese Parameter haben.
Hier sind aber interessanterweise Antriebseinflüsse ausgeblendet, oder
übersehe ich die bloss?

Gruss,
Peter
Alfred Lönze
2013-04-28 11:20:30 UTC
Permalink
Post by P-Liedermann
Hier sind aber interessanterweise Antriebseinflüsse ausgeblendet, oder
übersehe ich die bloss?
Kann ich hier auch nicht erkennen. Antriebseinflüsse versucht man
(zumindest für die HA, bei den Frontkratzern hab ich keine Ahnung) über
die Elastokinematik zu minimieren. Bei ansteigenden Drehmomenten gehen
die Räder meist in mehr Vorspur und stabilisieren das Heck.
--
Alles was Räder oder Titten hat, macht früher oder später Probleme ...
Wolfgang Allinger
2013-04-28 13:57:00 UTC
Permalink
Post by Alfred Lönze
Post by P-Liedermann
Hier sind aber interessanterweise Antriebseinflüsse ausgeblendet,
oder übersehe ich die bloss?
Kann ich hier auch nicht erkennen. Antriebseinflüsse versucht man
(zumindest für die HA, bei den Frontkratzern hab ich keine Ahnung)
über die Elastokinematik zu minimieren. Bei ansteigenden Drehmomenten
gehen die Räder meist in mehr Vorspur und stabilisieren das Heck.
Wurde mit der sog. Weissach-(Hinter)-Achse beim Porsche 928 (1976?)
erstmals in Serie gebaut. Da konnte man beim heftigen Gasgeben in der
Kurve merken, wie das Hinterteil selber mitlenkte. Gewöhnungsbedürftig
aber Klasse.
Bloss das Einstellen/Wartung der HA war so schwierig, das Porsche selber
davon ausging, dass nur wenige Werkstätten das drauf hatten.
Post by Alfred Lönze
--
Alles was Räder oder Titten hat, macht früher oder später Probleme ...
Gibbet auch noch einen Zusammenhang zwischen Reifen und Körbchen-Grössen
und den Problemen?



Saludos (an alle Vernünftigen, Rest sh. sig)
Wolfgang
--
Wolfgang Allinger, anerkannter Trollallergiker :) reply Adresse gesetzt!
Ich diskutiere zukünftig weniger mit Idioten, denn sie ziehen mich auf
ihr Niveau herunter und schlagen mich dort mit ihrer Erfahrung! :p
(lt. alter usenet Weisheit) iPod, iPhone, iPad, iTunes, iRak, iDiot
Henning Koch
2013-04-28 19:42:00 UTC
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Post by P-Liedermann
Post by Ralf Koenig
http://de.wikipedia.org/wiki/Eigenlenkverhalten
Dort wird mit einer Formel ausgedrückt, ob sich ein Fahrzeug
untersteuernd oder übersteuernd verhält. Folglich müssen
konstruktorische Änderungen Einfluss auf diese Parameter haben.
Hier sind aber interessanterweise Antriebseinflüsse ausgeblendet, oder
übersehe ich die bloss?
Die Antriebseinflüsse haben im stabilen Fahrzustand keine zwingenden
Einflüsse auf das Eigenlenkverhalten.

Durch die Addition von Antriebs- und Querkräften wird natürlich beim
Übergang in den instabilen Bereich üblicherweise an der angetriebenen
Achse zuerst der Kammsche Kreis verlassen.

HC Ahlmann
2013-04-28 15:59:14 UTC
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Post by Sebastian Suchanek
Meiner Laien-Meinung nach sind erst mal die Reifen für die
Seitenführungskräfte und damit auch für das Kurvenverhalten
verantwortlich - und Reifen hat nun mal fast jedes Auto vier
Stück, an jeder Ecke einen. ;-) Da gibt's also (scheinbar?)
keine Unterschiede. Wie kann man also durch konstruktive
Maßnahmen am Auto beeinflussen, ob sich ein Auto unter- oder
übersteuernd verhält?
Jeder Reifen kann abhängig von Aufstandfläche und Reibpaarung nur ein
bestimmes Quantum Kraft übertragen. Steht nicht alles der Seitenführung
zur Verfügung, weil Antriebskräfte übertragen werden sollen, gibt bei
Heckantrieb zuerst die Hinterachse auf, das Auto übersteuert, bei
Frontantrieb die Vorderache, das Auto untersteuert. Je nach
Fahrwerksauslegung zeigt sich ein Auto an der Grenze gutmütig, dass der
Fahrer noch reagieren kann, oder nicht: "hui-bumms".

Fahrassistenzsysteme greifen an Motorsteuerung und einzelnen Radbremsen
ein, um kritische Situationen zu mildern, so kann IIRC untersteuern
durch Bremsen des kurveninneren Hinterrades abgemildert werden,
übersteuern durch Bremsen des äußeren Vorderrades.
--
Munterbleiben
HC

<http://hc-ahlmann.gmxhome.de/> Bordkassen, Kochen an Bord, Törnberichte
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