Post by Michael Landenberger[1] Beispiel: mein Feriendomizil in Schleswig-Holstein (mit Öffis ganz
schlecht erreichbar). Anfahrt von Berlin = 450 km. Am Anreisetag nochmal eben
schnell zum Strand und danach zum Essen in einen Gasthof: 50 km. Mit einem
Elektroauto, dass mit 22 kW AC (und >100 kW DC) geladen werden kann, ist das
kein Problem, zumal sich das Feriendomizil auf einem Bauernhof befindet, wo es
sogar 22-kW-Anschlüsse gibt. Mit einem Verbrenner klappt es natürlich auch.
mit einem E-Auto, das 350-400 km AB-Reichweite hat müsstest Du eh einmal
zwischenladen. Wenn Du bei etwa 300 km auf 80% lädst, hast Du am Ziel
mehr als genug Reserve für den genannten Zweck, so what?
Post by Michael LandenbergerWeiß ich. Aber warum soll ich nicht auch seltene Vorteile mitnehmen, wenn das
quasi nix kostet (Verbrenner) oder machbar wäre, wenn man sich anstatt auf
Gefrickel auf wirklich sinnvolle Infrastruktur konzentrieren würde
(Elektroauto in Verbindung mit innerstädischen Schnellladestationen)?
Ich habe ja gar nichts gegen innerstädische Schnellladestationen :-)
Man braucht sie halt nur nicht "quasi an jedem Parkplatz". Hamburg macht
das schon ganz gut, finde ich. Schau mal hier:
<https://www.goingelectric.de/stromtankstellen/>
Und zoome nach Hamburg 'rein. Die Farbmarkierungen der Ladestationen
zeigen die Leistung an.
Post by Michael LandenbergerBei Verbrennern werden beide Gruppen so berücksichtigt, dass jeder auf seine
Kosten kommt, bei Elektroautos (noch) nicht. Ich sehe darin einen gewichtigen
Grund für die mangelnde Akzeptanz von Elektroautos. Man schaffe den Grund ab,
und der massenhaften Verbreitung von Elektroautos steht nichts mehr im Wege.
"Fahrzeugseitig" ist dieser Grund bei Autos, die aktuell in den Markt
gekommen bzw. kurzfristig angekündigt sind doch eh schon weg. Jaguar
i-Pace, Hyundai Kona, Kia Niro, Audi e-tron, ... alle haben einigermaßen
genug Reichweite und sind schnellladefähig. Ja, die Auswahl ist noch
begrenzt, auch mir fehlt noch der Kombi mit AHK. Vielleicht kommt da die
nächsten Jahre von Volvo / Polestar noch was?
Fehlt halt noch der ausreichende Ausbau der Infrastruktur.
Hier siehst Du einen anderen Weg sinnvoll als ich:
- Du bleibst im "Verbrenner-Denken" verhaftet (Tanken => Schnellladen)
- während ich dafür bin, neben punktuellen Schnelllademöglichkeiten (die
es auch geben muss!) eine Vielzahl von "Schnarchladepunkten" an
strategisch günstigen Orten aufzubauen (und auch an geeigneten Plätzen
"mittelschnelle" Lademöglichkeiten zu schaffen; Supermarkt-Parkplätze
bieten sich da wirklich an).
Für den Preis eines Schnellladers kannst Du eine ganze Reihe
"Schnarchladepunkte" aufbauen, inklusive des Mehr an Erdarbeiten, die
sich durch günstige Wahl des Ortes (oder des Zeitpunkts der Bauarbeiten:
Kombination mit anderen eh nötigen Erdarbeiten) noch minimieren lassen.
Du kannst also mit den gleichen Kosten viel mehr E-Autofahrer für den
Alltag versorgen. Zudem sind einfache Typ2-AC-Ladestationen viel
robuster als Schnelllader, also weniger kostenintensiv, was Wartung und
Reparaturen angeht. OK, dafür sind's mehr :-) - aber wenn doch mal was
zu reparieren ist, wird's auch billiger.
Der Schnelllader braucht dann auch noch fast immer eine fette Anbindung,
die bei Ladepunkten kleiner Leistung meist entfallen kann
(Gleichzeitigkeitsfaktor, ggfs. Lastmanagement, Zusatznutzen:
netzdienliches Laden).
Post by Michael LandenbergerDie Zuleitung zu jeder Laterne meine ich nicht. Ich meine die Hauptleitung.
Bei der kann es durchaus eine Rolle spielen, ob da 20 x 500 W = 10 kW (nur
Laternen) oder 20 x 2800 W = 56 kW (500 W Laternen + 2,3 kW Ladeanschlüsse)
dranhängen. Solange es nur wenige Elektroautos gibt, dürfte eher selten die
volle Leistung abgerufen werden. Aber bekanntlich wird ja eine größere
Verbreitung von Elektroautos angestrebt. Die Infrastruktur sollte nicht
schlapp machen, wenn dieses Ziel erreicht ist.
Mit den vorhandenen Möglichkeiten kann ja (siehe Hamburg) durchaus eine
Versorgung für den derzeitigen Pool an E-Autos herbeigeführt werden (in
HH sehe ich tatsächlich sogar eine Überversorgung, die aber natürlich
auf einen Zuwachs abzielt).
Besagter Zuwachs spielt sich aber über einen Zeitraum von *Jahren* ab.
Die Zeit für entsprechende Maßnahmen ist also da. Man muss sie halt
nutzen und *anfangen* ...
Gruß
Werner